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Zürcher (Wieder-) Täufer

Brüder - Baptisten - Hutterer

Die Non-Konformisten [Täufer] in einer Reformation der katholischen Staats-Kirche durch Ulrich Zwingli [1484-1531] und Heinrich Bullinger [1504-1575]

Die Bezüge zur Genealogie der Familie Pfister

Unabhängig der getrennt zu erfassenden Aspekte von religiösen Vorstellungen, wie sie damals im Mittelalter im gelehrten und im allgemeinen Wissen vorhanden waren und politisch in der Gesellschaft umgesetzt wurden, kann das einfordern des freien Denkens durch die Täufer zu jener Zeit fast 300 Jahre vor der französischen Revolution als einen möglichen Weg weisend bezeichnet werden. Kompromisslos wird die gedankliche Hoheit einer Deutung durch Andere unnachgiebig abgelehnt bis hin zum eigenen Todes-Urteil. Die übersetzte standard-deutsche Wahrheit der Kirchen-Sprache wird zur Floskel einer Substantivierung von war und wahr. Die Gedanken sind frei. Ein für allemal. Glaubens-Freiheit, mithin auch frei vom Glauben, heute im Umkehr-Schluss zeitgenössisch durch Gesetz gewährleistet.

In der Genealogie der Familie Pfister wird im 16. und 17. Jahrhundert eine verwandtschaftliche Verflechtung sichtbar mit Familien, welche teil- oder möglicherweise von der Verfolgung durch Kirche und Staat betroffen waren: Pfister, Erzinger, Höhn, Landis, Bruppacher, Rusterholz, Strickler und weitere.

Eggerberg, EggbergVermutlich verbindet sich irgendwann ein Pfister aus Wädenswil mit einer Erzinger vom Eggerberg (Guldenen) bei Egg ZH. Im Staatsarchiv Zürich erwähnt eine Weisung von 1604 den Täufer Hansmann Erzinger in Egg und seine Frau, die er noch nicht zur Kirche geführt habe. Ebenfalls von Eggberg resp. vom Vorder-Guldenen stammt wahrscheinlich die Elsbeth Erzinger (1593-1633) welche sich im Hirzel mit Hans Landis (1588-1633) verbindet. Bereits 1519 sei in der Kirche von Gossau im Sinne der Wiedertäufer gepredigt worden, was wohl die Entfernung der katholischen Ausstattung zur Folge hatte. Im Familien-Namenbuch der Schweiz ist der Name Erzinger vor 1800 verbürgert in Gossau (Egg ist in der Nähe), Schleitheim und Bäretswil. Die beiden letzteren Orte haben ebenfalls einen Bezug zur Täuferbewegung:

In Schleitheim fand 1527 eine geheime Zusammenkunft der massgebenden Täufern aus dem Schweizerischen und Süddeutschen Raum statt. Dabei entstand ein Bekenntnis in Form der Schleitheimer Artikel.

Täuferhöhle Bäretswil

In der Nähe von Bäretswil befindet sich die abgelegene Täufer-Höhle, ein Versteck seit den Anfängen der Verfolgung. Aus Zürich ausgewiesen, fanden Täufer Aufnahme bei der Land-Bevölkerung. Nicht nur sie, auch ihre Ideen fielen auf fruchtbaren Boden, verbanden sich mit dem Freiheitsstreben der Bauern gegenüber der Stadt.

An einer hutterischen Mission, der Auswanderung der Täufer nach Mähren nahm im Jahr 1586 auch Heinrich Pfister aus Wädenswil teil. Er sass längere Zeit im Wellenberg, das war ein frei stehender Gefängnis-Turm im Limmat-Fluss in der Stadt Zürich, wurde mehrfach einvernommen und bot den Gelehrten von Zürich und ihren Bekehrungs-Versuchen standhaft die Stirn. Heinrich Pfister, der in seinem Leben auf katholischen, lutherischen und reformierten Gebiet gewohnt hatte und mit den verschiedenen Konfessionen vertraut war, betonte, dass er von Jugend an stets nach Gottes Willen leben wollte. Als seine Umgebung ihn daran jedoch hinderte und seinen Eifer ablehnte, ging er nicht mehr zur Kirche. Zu Zwinglis Lehre meinte Pfister am Schluss, dass er sie für richtig halte, der Zürcher Reformator selbst ihr aber nicht gefolgt sei (Quelle: Die Zürcher Täufer 1525-1700, Leu/Scheidegger).

Im Jahr 1633 bekannten sich im Kanton Zürich 182 Erwachsene zu den Täufern, die vor allem weitab der Stadt Zürich lebten in entlegenen Gegenden, nämlich auf einsamen Höfen im Zürcher Oberland, auf den Höhen über dem linken Zürichseeufer (vor allem in den heutigen Gemeinden Hirzel und Schönenberg) und im Knonauer Amt. Gezählt wurden 8 Täufer in Wädenswil, 7 in Richterswil, 46 im Hirzel. Die Täufer waren weitgehend geduldet, solange sie sich unauffällig und ruhig verhielten. Kritik an der Obrigkeit wurde bestraft, z.B. wurde 1615 ein ehemaliger Wirt Heinrich Pfister zum Herdfall [Erdkuss] und einem Widerruf verurteilt. Beim Erdkuss [Herdfall] musste öffentlich vor der versammelten Kirchgemeinde niedergekniet, ein Kreuz auf den Boden gemacht und dieses Kreuz geküsst werden. Laut dem Mandat von 1540 musste zudem mit ausgebreiteten Armen noch ein Pater-Noster und ein Ave-Maria vorgebetet werden.

Gefängnis Oetenbach in Zürich Die Duldung erkauften sich die Täufer durch die Zahlung einer jährlichen Täuferbusse. Der katholische, mithin auch wesentlich zur Reformation führende Ablass-Handel blieb dadurch reformiert als Praxis indirekt bestehen. Die vom gedanklichen Inhalt her gesehen für Seelsorge zuständige Priesterschaft mutierte zu Denunzianten und Anzeige erstattenden, als 1635 die weltliche Obrigkeit den Kampf gegen die Non-Konformisten übernahm. Im ehemaligen Kloster Oetenbach in der Stadt Zürich wurde im Juni 1637 ein Täufer-Gefängnis eingerichtet. [Bild] Der Besitz der hartnäckigen Täufer wurde konfisziert und viele wurden in Zürich gefangengesetzt. Insgesamt haben in diesem Gefängnis mindestens 14 täuferische Frauen und Männer ihr Leben gelassen. Konfiszierte Täufer-Vermögen 1639-1640: Wädenswil 2, Richterswil 2, Hirzel 15. Aber erst 1647 beugten sich die Täufer dem enormen Druck der Behörden, der permanenten Verfolgung und verliessen das Land. Sie liessen sich im Elsass in der Gegend von Colmar nieder, wo sie als Arbeitskräfte dringend benötigt und deshalb auf Zusehen hin geduldet wurden. Schon nach kurzer Zeit wanderten einige Täufer-Familien in die Kurpfalz weiter.

Der Täufer Werner Pfister 1570-1640

Stocken Wädenswilerberg
Ehemaliges Wohnhaus Höhn - Pfister

An der Stocken im Wädenswilerberg
(Koordinaten 47.2265801,8.635915)

Historiker Peter Ziegler schreibt: Der Name Stocken ist ein Rodungsname, abgeleitet von Baumstock oder Wurzelstock. Er gehört in eine Reihe von hochmittelalterlichen Flurnamen, die sich auf der Terrasse oberhalb von Wädenswil erhalten haben. Möglicherweise bereits unter dem Einfluss des Zisterzienserklosters Wettingen und sicher der Johanniterkommende Wädenswil wurden hier vom 13. bis 16. Jahrhundert grössere Waldflächen gerodet und das urbar gemachte Land zur Anlage von Höfen und für den Ackerbau genutzt.

1464 war Peter Höhn Besitzer des Stocken-Hofs. Für das Jahr 1550 lässt sich Egolf Höhn, Richter und Untervogt der Herrschaft Wädenswil, als Eigentümer nachweisen. 1555 bewirtschafteten Hans und Jakob Höhn je einen Hof in Stocken. 1568 wird ein Hans Höhn als Eigentümer des Bauernhofes Stocken genannt. Für 1592 ist dann Uli Höhn bezeugt und als einer der Nachbarn wird der Kalchtaren-Hof der Familie Pfister angeführt.

Zur ursprünglich einzig auf Stocken ansässigen Familie Höhn kam in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts als zweite die Familie Pfister. Sie war hier gar zahlreicher vertreten als das Geschlecht Höhn. Laut Bevölkerungsverzeichnis von 1634 wohnten damals im Weiler Stocken drei Familien. Es waren dies: Hans [Werner] Pfister mit seiner Frau Kathrin geb. Höhn und den Kindern Hans und Anna; Rudolf Pfister mit Gattin Anna geb. Landis und dem Sohn Hans Jakob sowie Egolf Höhns Witwe Barbara, geb. Frey, mit den Kindern Hans, Elisabeth und Anna. Die Familie des Rudolf Pfister-Landis war 1654 bereits auf neun Kinder angewachsen, während andererseits auf Stocken nur noch die 1594 geborene Kathrin Höhn mit den erwachsenen Kindern Verena und Rudolf sowie die Familie von Hans und Regula Höhn-Ammann mit dem Säugling Hans wohnten. Der das Verzeichnis führende Pfarrer vermerkte bei Kathrin, Verena und Rudolf Höhn, sie seien Täufer.

Noch mehr Familien hausten 1687 auf Stocken, nämlich jene von Hans und Anna Pfister-Rusterholz, Jakob und Verena Pfister-Brupbacher, Kaspar und Barbara Pfister-Höhn, Hans Jakob und Elisabeth Pfister-Herdener, Hans und Elisabeth Höhn-Knabenhans, Hans Rudolf und Elisabeth Höhn-Schärer. Im weiteren wurden hier noch Rudolf Pfisters Witwe Susanna geb. Eschmann mit zwei Kindern sowie die ledigen Heinrich Pfister und Hans Höhn registriert.

Parallel mit diesem Bevölkerungsanstieg - 1687 wurden 29 Personen erfasst - kam es auf Stocken zu Hausteilungen und Hauserweiterungen, die in den Grundprotokollen fassbar werden. So für den Blockbau von 1584 [Bild]. Die Eigentümer des wohl ältesten noch erhaltenen Wohnhauses auf Stocken, lassen sich in den Grundprotokollen erst seit Martini 1737 belegen. Damals besassen Hans Jakob und Barbara Höhn-Pfister den oberen Hausteil und Rudolf Pfister den untern. 1744 konnte Rudolf Pfister von einem Zugrecht Gebrauch machen und Hans Jakob Höhns Anteil erwerben. Er wurde damit Eigentümer der Gesamtliegenschaft, wie nach ihm 1750 Ulrich [Uli] Pfister. 1776 kam der Althof Stocken von der Familie Pfister wieder an die Familie Höhn.

Südlich der Waggitalstrasse steht ein weiteres altes Doppelwohnhaus. Es ist Zentrum eines Hofes, der sich nicht genau datieren lässt, aber ebenfalls ein beträchtliches Alter aufweist. Das Land, auf dem sich das Hauptgebäude erhebt, war noch 1719 mit Hypotheken belastet, die 1562, 1564 und 1580 aufgenommen worden waren. 1715 lässt sich dieser Hof in den Grundprotokollen erstmals genauer belegen. Das Wohnhaus war damals bereits in zwei Haushaltungen aufgeteilt, von denen die eine einem Hans Rudolf Pfister gehörte.
 Quelle: Peter Ziegler, Wädenswil

Der Hof an der Stocken wird 1413 erstmals erwähnt. Ein benachbarter Hof in der unteren [hinteren] Rüti wird von Hans Pfister bewirtschaftet.

Zürcher Täufer, Karte von 1685

Kathrin Höhn [Catrin Hon] 1574-1655 in der Stocken verbindet sich mit Werner [Werni] Pfister 1570-1640. Sowohl Werner Pfister als auch die Frau seines Sohnes Hans Pfister (1595), Sara Wanner, sind im Index der Märtyrer der Täufer-Bewegung verewigt.

1637 wohnen auf Stocken die Familie Werner Pfister mit Kathrin Höhn, die Familie von Sohn Hans Pfister (1596-1666) mit Sara Wanner und die Familie von Sohn Rudolf Pfister (1600) mit Anna Landis (1614), Tochter des Kaspar Landis (1589) und der Verena Aeppli (1590) und Grossnichte des 1614 in Zürich mit dem Schwert enthaupteten Täufer Hans Landis.

1640 - Zitat aus dem Märtyrer-Spiegel

Das Ende des Jahres steckte der Verfolgung noch kein Ziel, und es konnte auch alles nichts helfen, was zur Entschuldigung beigebracht wurde. Dieses erhellt deutlich, denn das sechszehnhundert und vierzigste Jahr hatte kaum angefangen, so hörte man in der Gegend von Wadischwil wieder von Verfolgung, so dass die Diener der dasigen Obrigkeit mit erschrecklichem Gerase und Getöse (wie brüllende Wölfe und Bären) das Haus eines alten frommen Dieners der Gemeine, genannt Werner Phister, überfallen, Türen und Fenster, und alles was im Hause war, in Stücken geschlagen, und ihn mit seiner Hausfrau und seines Sohnes Frau, gefangen genommen und nach Zürich geführt haben, wo sie in Othenbach fest geschlossen und verwahrt wurden. Unterdessen hat die Hausfrau des alten Mannes (versehentlich durch einen Zufall) ihre Freiheit erlangt, aber dieser alte fromme Diener selbst, wie auch seines Sohnes Weib, als sie keineswegs von ihrem Glauben abweichen, oder in die allgemeine Kirche gehen wollten, haben es mit dem Tode bezahlen müssen, denn man hat sie durch Mangel, Armut und Ungemach elend sterben lassen.

Werner Pfister-Höhn und die Frau seines Sohnes Hans Pfister, die Sara Pfister-Wanner, waren tot. Der Besitz von Werner wurde konfisziert. Der Witwer Hans Pfister zog ohne Kinder in die Pfalz nach Weiler zu Hans Jakob und Barbara Landis während sein Bruder Rudolf eine Busse von 1000 Gulden erlegen muss und auf dem väterlichen Hof 1000 Gulden Pachtzins bezahlt (das entspricht dem Gegenwert von etwa 3,5 Kilogramm Feingold). Aus dieser dritten auf Stocken ansässigen Pfister-Familie, jener von Rudolf Pfister und Anna Landis, entwickelte sich eine Wädenswil-Line durch Hans Pfister (1637) mit Anna Rusterholz (1631) im Sumpf [Sunft] und eine Schönenberg-Linie durch Jakob Pfister (1644) mit Verena Bruppacher (1652) im Aesch und später am Rain.

Zürcher Täuferakten in der Bayerischen Staatsbibliothek München, Cgm 6083: Am 14.3.1658 bekennt Rudolf Pfister-Landis, dass seÿne abgeleibten elteren, Werni Pfister und Catharina Hoenin, hoffentlich saeligi, wie auch sein bruder Hans, so noch ussert landt in lëben sein sol, wegen iher hartnekigen beharligkeit in dem teüfferischen ihrtumb lb 2000 [Pfund] an briefen und aller anderer gueteren sich verlustig hettend gemachet und bittet um finanzielle Erleichterung mit Unterstützung von Pfarrer J. Grob zu Wädenswil, dass demnach, mein gnädige Heren und Oberen, vor Jahren der teufferischen sect anhengige underthanen in contumaciam [Ungehorsam gegen eine gerichtliche Auflage] zu erkleren und der selbigen hab und gutt theils mit gewüssen leibdings-zinsen zu belegen, theyls aber zu confiscieren gar uss erheblichen ursachen genötiget und gleichsam bezwungen worden, ist gnugsam bekant. Wann aber die bisherige gnedig praxis bezeüget, dass solche erklërung nicht ad perpetuum [für immer], sondern nur ad dies vitae [auf Lebzeiten] der widerspenigen sich erstreken thuege, und dass die kinder ihrer elteren missethaten nicht tragen sollen etc., also erschynet abermahlen in glycher sach vor Eüch, meinen Gnädigen Heren, der Eüwerig, meiner lieben pfar angehörige Rudolf Pfister in Stoken in dem namen seiner selbs und seiner zechen wie auch drejen seines bruders kinderen.

Die Täuferin Anna Landis 1614 von der Hirzel

Anna Landis, geb. 1614, war die Tochter von Caspar Landis und Verena Aeppli. Caspar Landis war der Sohn von Hans Heinrich [Heini] Landis und Verena Bertschinger. Heini Landis war der Bruder von Märtyrer Hans Landis, geb. um 1544, beides Söhne von Johannes Landis und Katharina Schinz.

HirzelIm Jahr 1269 werden erstmals urkundlich Güter in Hirsol [Hirsch-Suhle] = Hirzel erwähnt. Hirzel war Jahrhunderte lang kein eigentliches Dorf, sondern bestand aus verstreuten Einzelhöfen, die später da und dort zu Weilern heranwuchsen.

Seit 1406 gehört der Hirzel zum Kanton Zürich, politisch gehörte er aber bis 1773 als Wacht Vorderberg zu Horgen, bzw. dem Horgenberg; das Gebiet Spitzen bis 1878 zu Wädenswil. 1620 wurde der Hirzel eine eigene Kirchgemeinde. Bis dahin erscheinen die Menschen vom Hirzel in den Büchern mit Horgen als Heimatort wie auch jene vom Horgenberg. Die Kirchen für diese Gebiete befanden sich im Mittelalter ausnahmslos am Zürichsee in Horgen, Wädenswil und Richterswil. Für die Menschen auf den Höhen der hügeligen Moränen-Landschaft bedeutete das einen mehrstündigen beschwerlichen Fussweg, hin und zurück. Bis heute erinnert die überregional bekannte Richterswiler Räbe-Chilbi an die Kirchgängerinnen vom Berg anfangs November zum Abend-Kirchenbesuch am Martinstag, was vermutlich nebst einem Protest-Marsch auch auf den Hintergrund des früheren keltischen Allerseelen zurückgehen mag.

Als um 1200 am Gotthard mit der Teufelsbrücke die Schöllenenschlucht bezwungen war, wurde der Übergang vom Zürichsee zum Zugersee über den Hirzel, der Saumweg von Horgen nach Babenwag Sihlbrugg und weiter nach Zug, zu einem internationalen Verkehrsweg zwischen Nord und Süd. Die Tätigkeit als Säumer im Auftrag oder auf eigene Rechnung als Hodler bot den sich dem Saumweg entlang ansiedelnden Familien einen sicheren Erwerb nebst ihrer Existenz als Bauern. Säumer konnte werden, wer ein eigenes Pferd besass und einen halben Saum heben konnte, das entsprach ungefähr einem Gewicht von 82 Kilogramm. Eine kräftige Statur war zwingende Voraussetzung.

Die Landis betätigten sich im 17. Jahrhundert als Schmiede und Wagner auf den Höhen am linken Zürichseeufer [Horgen, Wädenswil, Richterswil]. Der Name ist urkundlich 1372 erstmals erwähnt. Der genealogische Stamm der Familie ist Johannes Landis [Landos], geb. um 1520 mit Katharina Schinz von Horgen, geb. um 1524. Ihr Sohn Hans Landis, geb. um 1544, gehörte zu den Führern der Zürcher Täuferbewegung. Nachdem seine Deportation auf die Galeeren gescheitert war, wurde er vergeblich zur Auswanderung gedrängt und schliesslich 1614 als letzter Märtyrer des Schweizer Täufertums wegen Rebellion hingerichtet. Sein Urenkel Hans Rudolf Landis (1603-1666) war Wagner und zog von Horgen-Hirzel nach Richterswil, wo er 1628 das Bürgerrecht erhielt. Mit ihm spaltete sich die Familie in einen Richterswiler-Zweig und einen Horgener-Hirzel-Zweig.

Landis auf der Hirzel      Spitzen Spreuermühle, Sprürmüli

Im Hirzel lässt sich die Familie Landis an verschiedenen Orten nachweisen wie etwa an: obere und untere Seiten [an der Syten, auf der Sithen], Moosacher, Bruederhus [Bruderhaus], Chelen [Kellen] und Spitzen Sprürmüli [Spreuermühle].

Verfolgung, Enteignung, Auswanderung

Felix Manz 1527



Die Revolution frisst ihre eigenen Kinder. Der einstige Weg-Gefährte vom Reformator Ulrich Zwingli, der Felix Manz [Mantz] wird zum Tod verurteilt und am 5. Januar 1527 in Zürich ertränkt [Bild]. Jörg Blaurock wurde im September 1529, nach nur vierjähriger Wirkungszeit als Täuferführer, als täuferischer Ketzer in Klausen (Südtirol) auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Der dritte Zürcher Täuferführer Konrad Grebel starb 1526 an der Pest.

Beschlagnahmte Güter von Täufern (1640-1678)

(12 von 60 durch Zürich betroffenen Familien)

Bruppacher, Barbara
Bruppacher, Michael
Bruppacher, Peter, Wädenswilerberg
Egli, Adele (Frau von Felix Landis)
Erzinger, Elizabeth (Frau von Hans Landis)
Landis, Felix)
Landis, Hans Jacob
Landis, Oswald
Pfister, Verena (Frau von Hans Jacob Landis)
Pfister, Werner, Wädenswilerberg
Rusterholz, Jakob
Strickler, Conrad


Hirzel Landis Dorfstrasse_53

Als Bauplatz für die 1616 in Hirzel gebaute Reformierte Kirche diente ein bereits früher beschlagnahmtes, wenig oberhalb der Kapelle gelegenes Täufergut. Im Jahr 2012 befindet sich schräg gegenüber der Kirche an der Dorfstr. 53 das heute von der Familie Landis bewohnte Haus.

Der erste Pfarrer amtierte noch von Zürich aus, weil das Pfarrhaus erst 1620 erbaut wurde. Seit dem 13. Jahrhundert war der Hirzel Teil der Kilchhöri [Kirchgemeinde] Horgen. Die Anfänge eines kirchlichen Eigenlebens auf dem Berg gehen auf das 15. Jahrhundert zurück. Zum Andenken an die Gefallenen des Alten Zürichkriegs von 1443 an der Letzi am Hirzel wurde am Kampfplatz eine dem heiligen Niklaus geweihte Kapelle gestiftet, in der dann die Hirzler zumindest an gewöhnlichen Sonntagen die Messe besuchen konnten. Dazu kam noch ein Pfaffenhüsli [Pfarrhaus], in dem ein Horgner Kaplan Wohnsitz nahm. An diesem Zustand änderte sich auch nach der Reformation nichts.

Verena Pfister, 1605-1672, Tochter von Täufer Werni Pfister und Kathrin Höhn auf der Stocken Wädenswil verbindet sich mit Hans Jacob Landis, 1600-1656, im Moosacher Hirzel, Sohn von Oswald Landis und Margaret Schneebeli. Ihr Eigentum wurde 1647 beschlagnahmt. Auswanderung ins Elsass und später in die Pfalz.

Susanna Pfister, geb. 1613, verbindet sich 1634 mit Caspar Landis, geb. 1614, Sohn von Hans Landis (1581) und Elsbeth Erzinger. Die Familie lebte auf der Sprürmüli in Spitzen. 1640 war Caspar im Wellenberg-Turm in Zürich, 1645 Caspar und Susanna im Gefängnis inhaftiert. 1657 Auswanderung nach Colmar im Elsass mit Frau und 3 Kindern, begleitet von Caspars Brüder Hans Heinrich und Rudolf. Im Elsass wird Katharina Tanner 1661 die zweite Frau von Caspar Landis.